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Presse

Groß-Umstadt bleibt Fair Trade Stadt

(dor) Seit Oktober 2015 trägt Groß-Umstadt den Titel "Fair Trade Stadt". Alle zwei Jahre werden in einer dann notwendigen Wiederbewerbung die damals erfüllten Kriterien auf ihre Gültigkeit überprüft, so dass "Fair Trade Deutschland" die Titelerneuerung für Groß-Umstadt jetzt bestätigt hat. Die geforderten Bedingungen sind auch weiterhin gegeben, heißt es. Der Gedanke des fairen Handels habe sich in der Kommune verankert und es würden vielfältige Aktionen hier durchgeführt. Umso bemerkenswerter, dass man "trotz der schwierigen Lage nach wie vor aktiv ist" und eine so öffentliche Präsenz zeige.

Foto: Zur Übergabe der Urkunde, mit welcher der Fair Trade-Titel wieder erneuert wurde, trafen sich vorm Weltladen (von links) der katholische Pfarrer Erhard Weilbächer, Reiner Michaelis, Sprecher der Fair Trade-Steuerungsgruppe, Sabine Kühn vom Weltladen, Bürgermeister Joachim Ruppert und Hanna Rudolf als kommunale Ansprechpartnerin.

Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg trägt eine zweimal jährlich tagende, auf der kommunalen Agenda stehende Steuerungsgruppe, der - 2014 gegründet - Vertreter aus Schulen, Kirchen und Vereinen, Politik und Wirtschaft angehören. Weitere Kriterien zur Erlangung und Erhalt des Fair Trade-Titels sind ausreichend viele Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Vereine, Schulen und Kirchengemeinden, die mitmachen, sowie einen Beschluss der Kommunalpolitik und regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit.

Was Fair Trade bedeutet, dürfte jedem bewusst sein, meint Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert: sich einzusetzen für fairen Handel, faire Produkte und faire Arbeitsbedingungen. "Das bedeutet doch auch einige Konsequenzen, sogar so kleine Dinge wie, dass im Bürgermeisterbüro nur fairer Kaffee ausgeschenkt werden darf", schmunzelt er und zeigt sich dankbar über die neuerliche Rezertifizierung nach 2017 und 2019. "Man braucht schon ein paar Mitstreiter, neben den Aktiven und Ehrenamtlichen, die das Thema auch am Leben erhalten. Ohne diese geht in dieser Stadt nichts."

Die Anforderungen bei der Umsetzung sind nach Einwohnerzahl gestaffelt. Wobei sich in Groß-Umstadt besonders viele Menschen für die Idee einer fairen Welt und Wirtschaftsweise zu interessieren scheinen. Das zeigt sich in einer Überzahl der eigentlich nötigen Partner: Für Groß-Umstadt als Kommune mit mehr als 20.000 Einwohnern (bis einschließlich 25.000) gilt beispielweise, fünf Geschäfte und drei Gastronomiebetriebe als Akteure zu gewinnen. Es sind um ein Vielfaches mehr in der Stadt: In 15 lokalen Einzelhandelsgeschäften und Supermärkten werden Produkte aus Fairem Handel angeboten und in acht Cafés und Restaurants Fair Trade-Produkte ausgeschenkt. Gleichfall in acht öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fair Trade-Produkte verwendet. Dort stehen nicht selten auch Bildungsaktivitäten zum Thema "Fairer Handel" auf dem Programm.

Fast schon Tradition ist es in Groß-Umstadt, dass Jugendsportgruppen Bälle aus fairer Produktion gespendet bekommen. Regelmäßig wird damit geworben für die Idee des fairen Handels, von der Kleinbauern und Produzenten insbesondere in den Ländern des Südens durch angemessene Preise und menschenwürdige Arbeitsbedingungen profitieren. Ziel und Absicht dieses Stadt-Titels ist es ja, wie es aus dem Agenda-Büro heißt, die Idee möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und zu vermitteln, dass Fairness nicht am Rande des Sportplatzes aufhört, sondern die globale Wirtschaft und die Lebensmittelproduktion in vielerlei Hinsicht ungerecht und unfair abläuft.

Wesentlich zum Titel "Fair Trade-Stadt" trägt auch der von ehrenamtlichen Mitarbeitern betriebene Weltladen bei, der nicht nur ein breites Sortiment an Waren verkauft, sondern viele Veranstaltungen und Bildungsangebote organisiert. Dort gibt es auch seit einem Jahr fair gehandelten Umstadt-Kaffee und Umstadt-Espresso.

Auf eine Besonderheit wies Bürgermeister Ruppert bei der Überreichung der Urkunde zur Titelerneuerung hin: Der Weltladen sei erst nach der Fair Trade-Stadt entstanden, was unüblich sei. "Das heißt, wir als Kommune beschäftigen uns insgesamt schon länger mit der Thematik." Er freue sich über jeden, der teilnehme. "Wir sind ja eine große Community." Obwohl es eigentlich schöner wäre, wenn man das ganze Thema Fair Trade eigentlich nicht bräuchte. "Wir brauchen Fair Trade, weil die Welt nicht so ist wie sie sein sollte." Wenn es diesen Handlungsbedarf aufgrund von Arbeits- und Lieferbedingungen nicht gäbe, wäre es eigentlich in Ordnung.

Für ihre Unterstützung und fürs Mitmachen dankte Ruppert allen Akteuren: "Darauf dürfen wir stolz sein." Und im Wortlaut der verliehenen Urkunde heißt es unter anderem: "Durch ihr Engagement für den fairen Handel vor Ort nimmt die Stadt Groß-Umstadt eine Vorreiterrolle ein. Dies setzt ein konkretes Zeichen für eine gerechtere Welt, indem Groß-Umstadt dazu beiträgt, dass durch faire Handelsbeziehungen den benachteiligten Produzentengruppen im Süden zu einem verbesserten Einkommen verholfen wird."

Bild und Text: Dorothee Dorschel

 

Schülerinnen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums zu Besuch

Im Rahmen einer Unterrichtsreihe mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Fairer Handel besuchte eine Gruppe der Einführungsphase (Jahrgangsstufe 11) mit ihrer Lehrkraft Frau Grabowski am Mittwoch, 14. Juli 2021, den Weltladen in Groß-Umstadt.

Petra Jaegermann und Otmar Bäcker vom Weltladenteam hatten ein kleines Programm vorbereitet, so dass die Schülerinnen und Schüler jeweils in Kleingruppen viele Informationen zur Organisation des Weltladens und der Motivation der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen erhielten. Sehr erstaunt waren sie, dass einerseits so viele Mitarbeiter/innen, nämlich 22 Personen, zur Abdeckung eines Wochendienstplans notwendig sind, andererseits sich aber auch zur Zeit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder zur Verfügung stellen.

Die Grundidee des Fairen Handels, die Bezahlung der arbeitenden Menschen vor Ort zu sichern und damit deren Lebensbedingungen und die ihrer Familien zu verbessern, war den Schülerinnen und Schülern am Ende der Unterrichtsreihe durchaus bewusst. Die Verantwortlichen des Weltladens waren überaus erfreut über diesen Besuch, denn Aktionen dieser Art sind mit der Hoffnung verbunden, über die Schülerinnen und Schüler und deren Familien die Idee des Fairen Handels weiter in der Bevölkerung zu verbreiten.

 

"Die Welt braucht einen Tapetenwechsel - gestalte ihn mit !"

Die Weltladenbewegung macht jedes Jahr am ersten Samstag im Mai mit verschiedenen Aktionen auf wichtige gesellschaftspolitische Themen aufmerksam. In diesem Jahr ging es darum, dass ein Umdenken stattfinden muss. Wie können wir unsere Zukunft  - auch für die nachfolgenden Generationen - lebenswert gestalten?

Das Weltladenteam hat Passanten mit einer ansprechenden Aktion darauf aufmerksam gemacht. Postkarten mit dem Slogan "Gönn' dir Wandel" oder eine Tapete, mit verschiedenen Anregungen beschriftet, lag auf einem Tapeziertisch bereit und lud zum Lesen oder Schreiben ein.

Das Schaufenster war passend dekoriert: "Renoviert ihr euren Laden?" fragten einige Kunden. "Nein, wir wollen damit auf unsere Aktion aufmerksam machen." So entstanden anregende Gespräche und anhand der vielen Statements auf der Tapete war zu sehen, dass sich einige Leute schon Gedanken gemacht haben, wie jeder für sich mit kleinen Schritten etwas verändern kann.

 

 

Einige Beispiele:

  • weniger Fleisch essen
  • kleine, energiesparende oder Elektroautos fahren
  • mit dem Fahrrad fahren
  • Plastikmüll – wo möglich – vermeiden
  • Zigarettenkippen nicht in der Umwelt entsorgen
  • Einkäufe gut planen und auch verbrauchen
  • regional einkaufen
  • faire Bezahlung für alle Erzeuger
  • nachhaltiger Umgang mit der Natur
  • u.v.m.

 

Darmstädter Echo, 07.05.2021

GROSS-UMSTADT (doro). "Wir kommen zur Zeit relativ gut klar", sagt Petra Jaegermann, Vorstandsvorsitzende der mittlerweile 139 Mitglieder zählenden Genossenschaft, die den Groß-Umstädter Weltladen trägt. Weil man überwiegend Lebensmittel verkaufe, bleibe der Laden geöffnet. Unter Corona-Auflagen, versteht sich. Und obwohl laut Regelung eigentlich mehr hinein dürften, gestattet man lediglich jeweils nur einem Kunden den Zutritt, außer Paaren und Personen aus einem Haushalt. Eingekauft wird im Weltladen derzeit allerdings in erster Linie von Stammkunden.

Was fehle, sei die Laufkundschaft, die aufgrund der zentralen Lage nahe des Marktplatzes einen großen Teil im Laden ausmache. "Es geht niemand mehr bummeln." Weil auch die Läden und Geschäfte in der nahen Umgebung geschlossen seien, ebenso Cafés und Restaurants, komme auf den Wegen dorthin niemand mehr vorbei wie sonst. "Wir sind die einzigen hier in der Gasse, die noch aufhaben."

"Auch die ganzen Veranstaltungen in der Innenstadt, bei denen wir immer geöffnet haben und besondere Aktionen anbieten, gehen uns total ab", ergänzt Vorstandmitglied Sabine Kühn. Gekauft würden fast nur Lebensmittel, "Kaffee und Schokolade sind der Renner".

Im Vergleich zu "normalen Jahren" verzeichne man nur noch die Hälfte an Umsatz. "Wir haben so gut wie keine Personalkosten", sagt Sabine Kühn, "das ist ein großer Vorteil". Im Weltladen sind ausschließlich Ehrenamtliche beschäftigt. "Von 40 Mitarbeitern sind aktuell 24 bereit, Dienst zu machen." Es gibt zudem einen Bestell- und Lieferservice.

Von Juli bis Dezember 2020 lief in allen Weltläden die Aktion "fairwertsteuer": Dabei wurde, wie Petra Jaegermann erläutert, die Reduzierung der Mehrwertsteuer nicht an die Kunden weitergegeben, sondern in einen Fonds zur Unterstützung der Handelspartner gezahlt, die besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen betroffen sind. "Das hat deutschlandweit über 500.000 Euro erbracht, die inzwischen an verschiedene Projekte im globalen Süden weitergeleitet werden konnten." Die Kundschaft habe sehr positiv auf diese Aktion reagiert. "Wir freuen uns über den Erfolg und sind froh, einen Teil dazu beigetragen zu haben, dass unsere Handelspartner die Krise hoffentlich gut überstehen."

"Die Welt braucht einen Tapetenwechsel. Gestalte ihn mit!", lautet das Motto des diesjährigen Weltladen-Tages am Samstag, 8. Mai. Diesen Tapetenwechsel mitgestalten möchten auch die Groß-Umstädter und bereiten eine kleine Aktion im Rahmen der geltenden Corona-Bestimmungen vor. Auch wenn zurzeit kaum Begegnung und wenig persönlicher Austausch stattfinden kann, so will das Weltladen-Team zumindest auf das Thema aufmerksam machen. Um in angemessener Form ein Nachdenken darüber anzuregen, wie gemeinsam eine faire und nachhaltige Zukunft gestaltet werden könnte.

Im Rahmen der Aktion "Gönn Dir Wandel" zum Weltladen-Tag erhalten Bürgerinnen und Bürger Impulse, wie sie im eigenen Alltag zu mehr Solidarität, Nachhaltigkeit, Respekt, Gleichberechtigung, Transparenz und Dialog beitragen können. Dazu finden sie bunte Karten mit passenden Anregungen am 8. Mai von 10:00 bis 13:00 Uhr als "Wandel to go" in der Marktpassage zum Mitnehmen. "Wir wollen mit der Aktion zeigen, dass wir die notwendigen Veränderungen mitgestalten können – sowohl durch das Einfordern von strukturellen Veränderungen als auch durch unser Verhalten im eigenen Umfeld," heißt es.

 

 

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